Zweiter Tag: West Coast National Park
28.11.2010 09:41 von Patrick (Kommentare: 0)
Schon früh werden wir von den Windgeräuschen geweckt. Das Frühstück ist im Vergleich zum Abendessen ein voller Erfolg und so gestärkt machen wir unser Mobil startklar. Es dauert nicht allzu lange, wir verstauen einfach alles irgendwie, mit dem Vorsatz, am Abend alles auszuräumen und richtig zu organisieren.
Von unserem Campingplatz aus fahren wir zu einem Eingang des West Coast National Park. Ein offensichtlich unterbeschäftigter Pförtner begrüsst uns freundlich. Er schaut neugierig in unser Auto und da er nur zwei Sitze sieht, fragt er uns, ob er auf dem Dach in die Schweiz mitfahren könne. Wir bieten es ihm an, aber er lässt uns dann doch ziehen.
Gleich nach dem Tor kriechen die ersten kleinen Schildkröten über die asphaltierte Strasse, denen wir in der Folge immer wieder ausweichen müssen. Kommt man ihnen zu nahe, bleiben sie stehen und - plopp - steht man vor einem regungslosen Panzer. Während den vier Stunden, die wir in diesem Nationalpark verbringen, sehen wir die ersten Sträusse und später als Highlight drei prächtige Bonteboks, von denen wir kaum genug Fotos machen können.
Gegen 14:00 Uhr verlassen wir den Park wieder und kommen früh im Camp in Langebaan an. Der Ort scheint ein beliebtes Wochenendziel zu sein, jedenfalls ist die Infrastruktur ziemlich modern und touristisch. Trotzdem sind wir fast alleine auf dem Zeltplatz. Ich habe nun offiziell frei, Daniela will die Ungestörtheit nutzen und das ganze Auto ausräumen, um es besser zu organisieren, wobei wir uns wohl aus Platzgründen von einigen Büchern und Kleidern trennen müssen. Da habe ich alter Sammler nichts verloren und deshalb gehe ich – nicht unglücklich darüber – runter zum Strand und baue mit unserer Kloschaufel eine Sandburg. Nun gut, vielleicht ist es eher nur eine pyramidenartige, nicht kommerziell verwertbare Festung geworden, aber hey, wer in meinem Alter baut schon schöne Sandburgen?
Zurück beim Wagen stehen zwei gefüllte Plastiktaschen zur Entsorgung bereit. Meine das-könnten-wir-aber-noch-brauchen-Argumente sind rasch entkräftet, ich muss zugeben, nicht alles würde Platz finden, wollen wir uns im Wagen noch bewegen können. Dafür ist nun alles am rechten Platz und zum Teil sogar schon beschriftet. Als hätte Daniela nicht schon genug fürs Gemeinwohl getan, tröstet sie mich mit einem guten Abendessen über meine materiellen Verluste hinweg.
Ich blicke runter zum Strand. Hier steht sie noch, meine unbeachtete Festung, bereit für den letzten Kampf. Aussichtslos, die Flut wird den Strand vom Überfluss befreien.
Genau wie Daniela, denke ich noch.