Walvis Bay und Lüderitz, Namibia

17.11.2010 09:31 von Patrick (Kommentare: 1)

Vier Seetage haben wir Zeit, die Erlebnisse der drei nebeneinander liegenden Länder Ghana, Togo und Benin zu vergleichen und mit unseren Mitreisenden zu diskutieren. Nun treffen wir in Namibia wieder auf ein anderes, menschenleeres Afrika. Nur zwei Millionen Menschen leben hier auf einer riesigen Fläche, was teilweise natürlich auch daran liegt, dass ein grosser Teil aus Wüste besteht.

 

Namibia ist das Land, an dem wir uns später auf unserer Reise mutmasslich am längsten aufhalten werden und weil wir dann mit dem Auto unterwegs sind, haben wir uns in Walvis Bay für eine «Wildlife Cruise» in der Bucht eingetragen.

 

Schon gleich beim Aussteigen wird klar, dass hier Tourismusprofis am Werk sind. Alle vom Schiff buchbaren Touren sind perfekt ausgeschildert, eine Kolonne von mindestens 50 Geländewagen steht bereit, für diejenigen die in der Wüste vermeintlich einsame Dünen erklimmen wollen. Wir dagegen werden mit einem Minibus vom Industriehafen zu einem kleinen Pier chauffiert, quer durch das riesige Hafengelände, bis wir 15 Minuten später keine 200 Meter von unserem Schiff entfernt stehen.

 

Ein Katamaran nimmt uns gleich an Bord, der Guide stellt sich als Walter vor und spricht deutsch, nicht ungewöhnlich in der ehemalig deutschen Kolonie und doch gewöhnungsbedürftig. Er fährt seit neun Jahren fast täglich raus und trotzdem erklärt er alles sehr engagiert, dieser Mann mag seinen Beruf. Es dauert keine 5 Minuten bis ein Seehund zu uns aufs Boot springt, der sich von uns anfassen lässt. Nur die Haare aussen sind nass, innen ist die Robbe total trocken, wieder so ein schlauer Trick der Natur. Natürlich springt die Robbe nur zu uns aufs Boot, weil sie gelernt hat, dass sie dann mit Fischen gefüttert wird, aber es ist trotzdem ein toller Auftakt. Auf einer Landzunge, besser Wüstenzunge, sehen wir ganze Robbenkolonien, Flamingos und Hyänen. Wir fahren weiter aufs offene Meer hinaus und bald schwimmen die ersten Delphine in der Bugwelle unseres Katamarans mit. Wir legen uns beide auf das Segeltuch ganz vorne und sind nur einen Meter von den Delphinen entfernt, fast können wir sie berühren. Wir schiessen hunderte Fotos und sind fasziniert, von der Eleganz und scheinbaren Mühelosigkeit ihrer Fortbewegung.

 

Als hätte dieser Ausflug nicht schon all unsere Erwartungen übertroffen, überrascht uns Walter nun noch mit Champagner à discrétion und feinen Häppchen, dazu kann man von den lokalen Austern probieren, die zu den weltbesten gehören, weil in kalten Gewässern aufgewachsen. Ich möchte probieren, doch ich kann einfach nicht, zu gross die eklige Erinnerung an mein einziges Mal, als ich Muscheln ass, vor bestimmt mehr als 10 Jahren. Daniela versucht eine, sie ringt mit sich und schafft es. Mehr als es ihr schmeckt, ist sie stolz darauf, eine Auster gegessen zu haben. Umso mehr, als ich gekniffen habe.

 

Um 13:00 Uhr drehen wir um und da wir erst um 16:30 Uhr zurück sein müssen, fragen wir Walter, ob er uns für die kurze Zeit noch etwas empfehlen kann. Sofort meint er, wir sollen mit Quads in die Dünen fahren, das mache grossen Spass. Es hört sich toll an für uns und Walter organisiert noch vom Boot aus jemanden der uns abholen kommt. Eine Viertelstunde später nimmt uns Danny in Empfang, er ist 19 und arbeitet für verschiedene Adventurefirmen.

 

Wir fahren erst zum Büro, rund 160 Franken kostet uns der Spass, wir zahlen und ziehen uns die Helme über. Die Quads stehen schon bereit und nach einer superkurzen Erklärung geht’s los! Wir brausen über die Dünen hoch und runter, man hätte nicht gedacht, wie steil ein Sandhügel sein kann. So kostet es bei den ersten Abfahrten etwas Überwindung, sich vornüber kippen zu lassen. Umso überraschter sind wir, als Danny nach der dritten Abfahrt plötzlich absteigt, zu uns herüber rennt und erklärt, dass es mit Vorderrad- und Hinterrad bremse genau andersrum sei, als er uns erklärt habe. Wir finden das ziemlich lustig, wahrscheinlich hauptsächlich darum, weil wir uns nicht überschlagen haben.

 

Zu unsrem Erstaunen ist unsere Ausfahrt aber nicht nur eine Adrenalin fördernde Spritztour. Wir erfahren etwas über die ursprünglichen Einwohner, die zum Teil noch immer in Wellblechhütten hier wohnen, besichtigen einen Friedhof und kosten von der bitteren !Naramelone (Das «!» impliziert einen Klicklaut), die hier im Sand gedeiht. In einem ausgetrockneten Flussbett schliesslich suchen und finden wir Fähren von Elefanten, Löwen und anderen Tieren, die sich hier vor langer Zeit gekreuzt haben.

 

Es ist schon 16:00 Uhr als wir wieder am Büro eintreffen und statt zum Schiff zurück zu kehren, bitten wir Danny, uns bei einem Supermarkt abzuladen. Wir kaufen uns zwei Flaschen südafrikanischen Wein und gehen zu Fuss zum Hafen zurück. Als wir das Eingangstor passieren, haben wir nur noch 10 Minuten und sind uns des richtigen Weges nicht mehr ganz sicher (das Schiff ist hinter riesigen Containertürmen verborgen), an einer Kreuzung stehen die Chancen fifty-fifty, niemand da, den wir fragen können. Wir gehen nach links und als wir unser Schiff dann endlich sehen, hören wir schon, dass unsere Namen und Kabinennummer ausgerufen werden. Dabei sind wir nur 45 Sekunden zu spät, doch wie wir später erfahren werden, wartet man genau 15 Minuten, bevor die Pässe an die Hafenbehörde ausgehändigt werden. Dann wird man stehen gelassen, auch wenn man neben dem Schiff steht und winkt… Egal, es hat ja geklappt und an diesem Abend werden wir öfters angesprochen, dass man uns vom Balkon habe herbeieilen sehen. Jetzt sind wir nicht nur die jüngsten, sondern auch die verspäteten und dabei sind wir doch Schweizer.

 

 

Gleich am nächsten Morgen halten wir im zweiten Hafen Namibias, in Lüderitz. Der Hafen hier ist ziemlich klein und unser Schiff fährt sozusagen fast ins Zentrum des Ortes, alle Gebäude überragend. Das kleine Städtchen wirkt äusserst surreal im afrikanischen Kontext, alles wirkt ziemlich herausgeputzt und es herrscht eine seltsame Ruhe.

 

Wir gehen es heute gemütlich an, erkunden alles zu Fuss. Wir besuchen das Goerkehaus und die Felsenkirche, essen dann ein grosses Schnitzel in einem neuen Restaurant gleich am Meer. Schliesslich besuchen wir noch das lokale Museum, für mich das bislang interessanteste in Afrika. Es dokumentiert liebevoll und vielleicht unabsichtlich komisch die Geschichte dieses von Wüste umgebenen Ortes, der dank Diamantenfunden rasch zu Reichtum kam. Zu meinen persönlichen Fundstücken gehören Fotos und Eintrittskarten von organisierten Pferderennen, die hier einst stattfanden, gedruckt in strengen Buchstaben, eine Ernsthaftigkeit ausdrückend, die einfach herzallerliebst ist.

 

Verrückt, dass man eine gesamte Stadt im nirgendwo errichten kann und den Aufwand nicht scheut, Wasser, Nahrungsmittel und Kleidung, einfach alles, von Deutschland dahin zu schaffen, nur um dem kargen Boden etwas gepresste Kohle abzutrotzen.

 

Diamonds are forever. Unsere Kreuzfahrt aber leider nicht, in zwei Tagen schon erreichen wir Kapstadt: Ein neues Kapitel unserer Reise.

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Kommentar von best | 15.12.2010

Quads sind so grossartig und dann noch in den Dünen. Von so was träume ich schon lange. Habs mal in der Wildniss in Canada erlebt. In den Dünen würde es mich noch viel mehr reizen.
Best

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