Mit Rika und Enrico im Caprivi

08.02.2011 17:25 von Daniela (Kommentare: 3)

Als ich am Morgen nach dem Etosha Besuch aus dem Auto klettere, werde ich erst einmal von einem Vogelstrauss begrüsst. Ganz selbstverständlich steht das ausgewachsene Tier nur wenige Meter neben dem Toilettenhäuschen und beobachtet mich interessiert. Etwas mulmig ist mir schon, als ich mich an ihm vorbei zwänge. Immerhin ist er ein Stück grösser als ich und seine Füsse mit den riesigen Krallen erinnern mich stark an einen Dinosaurier und lassen ihn nicht wirklich freundlich erscheinen. Er gewährt mir jedoch Einlass und ist dann auch schon wieder verschwunden als ich kurze Zeit später wieder frisch geduscht herauskomme.

 

Auch wir verlassen bald darauf die Lodge und folgen der Autobahn Richtung Tsumeb. Im überschaubaren Ort angekommen erledigen wir zuerst unsere Einkäufe, checken dann die Emails im Internetcafé und verkriechen uns anschliessend mit Zeitung, Reiseführern und Magazinen in den von Pflanzen überwachsenen Biergarten des Etosha Cafés. Bereits gestern hat es mehrmals geregnet und auch jetzt ist der Himmel wolkenverhangen und es prasseln dicke Tropfen auf das Stoffdach über uns. Nachdem wir uns mit Pizza und Burger gestärkt und uns über die aktuellen Ereignisse wieder auf den neusten Stand gebracht haben, machen wir uns auf den Weg, um einen Schlafplatz für die heutige Nacht zu finden. Beim ersten Ort hätten wir auf einem staubigen und winzig kleinen Innenhof eines Backpackers übernachten müssen und so entscheiden wir uns weiter zu suchen und finden wenig später die Kupferquelle Lodge und unseren bisher luxuriösesten Campingplatz.

Die Campsite ist vielmehr eine Parkanlage mit hohen Bäumen, einem schön in die Umgebung eingebetteten Weiher und perfekt gestutztem Rasen. Auch der Swimmingpool ist einen Tick grösser als wir ihn uns vorgestellt hatten. Auf 50 m langen Bahnen trainiert ein lokaler Schwimmclub und erhält vom Coach entsprechende Anweisungen. Afrika-Stimmung kommt hier zwar nicht so richtig auf, aber amüsant und bequem ist es auf jeden Fall. Umso mehr weil wir diesen Platz mit unseren Freunden Rika und Enrico teilen können, die sich wenig später zu uns gesellen. Es hat mehrere Anläufe und einige SMS und E-Mails gebraucht, bis wir uns nun mit fast einem Monat Verspätung doch noch in Namibia treffen können und entsprechend gross ist die Wiedersehensfreude. Die beiden sind knapp einen Monat vor uns mit ihrem Landrover in Detmold (Deutschland) aufgebrochen und in den vergangenen vier Monaten die ganze Westküste Afrikas heruntergefahren, um gestern heil, aber doch ziemlich erschöpft in Namibia einzureisen.

 

Kaum sind die ersten Reiseerfahrungen ausgetauscht, bricht auch schon der nächste Platzregen über uns herein. Schnell errichten wir mit ihrer Markise und unserer Zeltplane einen Unterschlupf und erinnern uns dabei an unser gemeinsames Testwochenende in Einsiedeln, bei dem wir ebenfalls völlig verregnet wurden. Hoffentlich ist dies kein schlechtes Omen für unsere gemeinsame Weiterreise durch Afrika, bereisen wir den Kontinent doch in dessen Regenzeit. Vorerst lassen wir uns unsere gute Laune aber nicht von ein paar Regentropfen verderben und bereiten wenig später begleitet von weiteren Anekdoten unser erstes gemeinsames Abendessen zu. Ausserdem werden wir von Rika und Enrico unverzüglich in die Geheimnisse des Kartenspiels „Doppelkopf“ eingeführt. Letzteres dauert bis tief in die Nacht hinein und schnell wird klar, dass die beiden in Patrick einen ebenbürtigen Doppelkopf-Junkie gefunden haben. Da kann ich mich ja noch auf viele weitere kurzweilige Abende freuen.

 

Bevor wir Richtung Nordosten aufbrechen können, braucht der Landrover „Daisy“ noch einige kleinere Reparaturen und so verbringen Rika und Enrico den nächsten Tag in einer Garage. Patrick und ich nutzen die Zeit um unseren Toyota endlich mit den vorbereiteten Aufklebern unserer Übernamen zu verschönern. Mit Patrick's Name auf der Fahrerseite ist nun auch endgültig besiegelt, dass er den Grossteil unserer Reise hinterm Steuer sitzen wird. Da hab ich ja nochmals Glück gehabt! Wir sind kaum fertig mit unserem Werk, da setzt auch schon wieder ein starker Regen ein und wir flüchten ins Innere des Fahrzeuges. Dieses Mal scheint das feuchte Nass nicht wie die Male zuvor nach kurzer Zeit wieder einzustellen und so haben sich bereits grosse Pfützen um unseren Landcruiser gebildet, als die beiden anderen auf dem Campingplatz zurück kehren. Leider sind nicht nur unsere Schuhe sondern auch das Dach des Toyotas nicht hundert Prozent wasserdicht und so ergänzen wir die Einkaufsliste für den nächsten Tag um die Positionen Gummistiefel und Silikonpaste. Kurzfristig entschärfen wir die Situation mit Auffangbehältern für den Toyota und einem köstlichen Abendessen im trockenen Restaurant für uns. Anschliessend wird Doppelkopf gespielt, bis uns das Personal freundlich zu verstehen gibt, dass sie gerne Feierabend machen würden. Beim Einschlafen hören wir noch immer wie der Regen aufs Dach rieselt und hoffen, dass wir morgen wieder dem schönen Wetter entgegen fahren.

 

Der nächste Tag beginnt noch grau aber zumindest hat es aufgehört zu regnen. Wir brechen unsere Zelte ab, erledigen unsere Besorgungen und finden schlussendlich im dritten Geschäft zwei Paar XL-Gummistiefel. Ich muss meine zwar vorne mit Socken ausstopfen, um überhaupt ein wenig Halt darin zu finden aber zumindest bleiben unsere Füsse nun trocken. Ein wenig ulkig sehen wir bestimmt schon aus, als wir wenig später alle vier mit Gummistiefeln ausgerüstet des Weges entlang watscheln um einen der grössten Meteoriteneinschläge zu bestaunen. Wir stellen uns einen riesengrossen Klotz vor, als wir im Lonely Planet lesen, dass der Hobas Meteorit 54 Tonnen schwer sein soll und sind entsprechend doch etwas enttäuscht als wir vor dem rund 2x3x4 m grossen Ding stehen. Wir lassen uns aber trotzdem zu ein paar lustigen Superman-Fotos verleiten, brechen dann aber bald wieder auf, weil es erneut zu regnen beginnt.

 

Ein paar Kilometer hinter Grootfontein legen wir bei der Maka Metzgerei erneut einen Stopp ein. Im Namibia Campingführer von Thomas Richter haben wir gelesen, dass es hier leckeres Kudu zu kaufen gibt und nachdem wir bisher in den Supermärkten kein Wild gefunden haben, wollen wir hier noch einmal unser Glück versuchen. Wir werden von einer netten rundlichen Frau begrüsst, müssen dann aber erfahren, dass die Wildsaison erst Ende März beginnt und sie deshalb kein Kudu, sondern lediglich ein paar Würste für uns hätte. Wir zeigen ihr unser Interesse an den Würsten und plaudern auch sonst noch ein wenig mit ihr und plötzlich meint sie, dass sie unter Umständen doch noch ein bisschen Kudu für uns auftreiben könnte. Es stellt sich heraus, dass sie in der vorherigen Woche ein Wildtier für den Privatgebrauch erlegt hat und uns von ihrem Kudubraten etwas abgeben würde. Wir nehmen das Angebot dankend an und verlassen am Schluss die Maka Metzgerei mit rund fünf Kilo Fleisch, die eine Hälfte in Form von Kudu-Steaks, die andere in Würsten, für umgerechnet nur rund CHF 40.00.

 

Zufrieden fahren wir weiter Richtung Norden und passieren erneut einen Veterinär-Kontrollposten – zum Glück von Süden her kommend, so dass wir unser frisch erworbenes Kudu behalten dürfen. Nach dem Kontrollposten verändert sich die Umgebung schlagartig. Wo vorher noch Betonhäuser mit Werbetafeln standen, finden wir plötzlich nur noch Lehmhütten mit Strohdächern und Holzzäunen. Es hat auffallend viele Kleinkinder, die am Strassenrand im Sand spielen und uns scheu zuwinken. Wir winken zurück und sind die ersten paar Kilometer noch etwas benommen von diesem schnellen Wechsel von reich zu arm, diesem krassen Gegensatz von „westlichen“ Orten zum „real Africa“. Aber nicht nur die Lebensumstände der Menschen ändern sich mit zunehmender Fahrt Richtung Norden, sondern auch die Vegetation. Es wird merklich grüner und die Bäume entlang der Strasse werden grösser, buschiger und satter. Ab und zu entdecken wir sogar eine Palme.

 

Wir erreichen die Ngandu Safari Lodge in Rundu am späten Nachmittag und dürfen uns einmal mehr auf einem leeren Campingplatz den schönsten Fleck aussuchen. Die Wolken haben mittlerweile der Sonne Platz gemacht und so machen wir uns eiligst daran, die feucht gewordenen Matratzen zu trocknen und unser Zuhause mit Silikon wieder wetterfest zu kriegen. Anschliessend lassen wir den Abend mit marokkanischem Tee, gegrilltem Hühnchen und einer Runde Doppelkopf ausklingen und sind mit uns und der Welt wieder sehr zufrieden.

 

Tags darauf verlassen wir Rundu nach einigen Besorgungen wieder und düsen weiter Richtung Osten zum Caprivi Streifen. In Divundu angekommen, schlagen wir den Weg ein zu unserem heutigen Nachtlager, dem N/Goabaca Camp. Wir passieren zu Beginn ein Gefängnis und werden von der gesamten Schar Häftlingen interessiert beobachtet. Ein bisschen mulmig ist uns schon dabei, so nahe an einem Gefängnis zu campieren, zumal die Zäune nicht sehr stabil aussehen und zum Teil sogar schon runter gerissen sind. Lange denken wir jedoch nicht daran, denn wir müssen uns voll und ganz auf die Piste konzentrieren, die nun mit teils tiefen Schlammlöchern durchsetzt ist. Wir erreichen das Camp, treffen aber trotz herzhafter Befolgung des Schildes „Hoot for attention“ niemanden an und entscheiden uns erst einmal, die nahe gelegenen Popa Falls zu besichtigen. Wer bei Wasserfällen ein Bild der Victoria Falls im Kopf hat, wird von den Popa Falls wahrscheinlich enttäuscht werden. Das Gefälle des Okavango Rivers beträgt hier lediglich 4 m und erinnert viel mehr an eine kleine Ausführung des Rheinfalls, einfach ohne markanten Fels in der Mitte. Obwohl die Popa Falls selbst wenig spektakulär sind, geniessen wir dennoch die friedliche Umgebung. Das Schilf ist hier bestimmt rund zwei Meter hoch und mit ein wenig Fantasie ist das rascheln der Blätter auf der anderen Seite sogar ein Nilpferd. Enrico versucht dann auch sofort uns zum Wild-Campieren im feinen Sand zu überreden, aber die Community Campsite ist gleich um die Ecke und so entscheiden wir uns dagegen. Die richtige Wahl, wie wir kurz darauf feststellen. Unser Campingplatz ist unter hohen Schatten spendenden Bäumen gleich am Waldrand gelegen und verfügt über ein Plateau, das eine tolle Aussicht auf den Okavango River gleich hinter dem Schilf gewährt. Schnell sind Stühle und Tische auf dem doch etwas morschen Holzboden des Plateaus aufgestellt und bei einem kühlen Savanna lassen wir die tolle Landschaft erst einmal ein wenig auf uns wirken, bevor wir mit der Zubereitung des Abendessens beginnen. Es gibt leckeren Couscous Salat und dazu für jeden ein 300 g schweres Kudusteak vom Grill. Eins scheint sicher zu sein, solange wir mit Rika und Enrico reisen, werden wir bestimmt nie Hunger leiden müssen.

 

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Der Wecker reisst uns heute viel zu früh aus unseren Träumen. Wie schon die Abende zuvor, haben wir auch gestern wieder bis nach Mitternacht Doppelkopf gespielt und trotzdem gilt es heute, bereits um sechs Uhr aufzustehen. Der Besuch des Mahango Game Reserves steht auf dem Plan und wir wollen zeitig im Park ankommen, um die kühlen Morgenstunden fürs Gamewatching zu nutzen, da wir uns nicht sicher sind, ob wir hier überhaupt viele Tiere sehen werden.

Der Mahango Nationalpark ist nämlich rund 100x kleiner als der Etosha und es führt eine breite Schotterpiste quer durch das Reservat bis zur Grenze Botswanas. Als uns die Dame am Eingang dann noch mitteilt, dass die Strassen im Park neu erstellt werden und es daher viele Baustellen und regen Lastwagenverkehr hat, sehen wir unsere Chancen Wildtiere zu sichten bereits schwinden. Wir werden jedoch schnell eines besseren belehrt: Bereits wenige Meter nach dem Eingang treffen wir auf die erste Herde Impalas und da es für Rika und Enrico nach langer Zeit wieder die ersten Antilopen sind, bricht Rika auch gleich in Freudengeschrei aus, an dem sie uns per Funkgerät teilhaben lässt. Auch von den vielen Vögeln hier sind die beiden ganz begeistert, knipsen fleissig Fotos und erstaunen uns mit der Tatsache, dass sie alle beim Namen kennen. Patrick treibt die Entdeckungslust von grossen Tieren jedoch schneller in den Park hinein und so gehen wir mit dem Toyota schon einmal ein Stück vor, nur um nach wenigen Metern bereits auf unser erstes Krokodil zu treffen. Es liegt nur wenige Meter neben uns am Flussufer und gleitet geräuschlos ins Wasser, als es uns kommen sieht. Wir fahren weiter und entdecken auf einer Lichtung ein ausgewachsenes männliches Kudu mit beeindruckendem Geweih. Sein Fell erstrahlt in der Morgensonne und es schreitet stolz und sehr gemächlich vor uns über die Strasse, sodass wir genügend Zeit haben, seine einzigartige Musterung zu studieren. Erneut kommen wir nur einige Meter vorwärts bevor sich bereits wieder etwas vor uns auf dem Pfad bewegt. Dieses Mal sind es grüne Meerkatzen, die sich gegenseitig auf der Strasse lausen, vergnügt von Ast zu Ast springen oder ihr süsses schwarzes Gesicht einfach nur faul in die Sonne halten.

 

Der nächste Abschnitt des Parkes beeindruckt dann weniger mit der Tiervielfalt als vielmehr mit der wunderschönen Landschaft. Überall hat es kleine Teiche und Seen, die mit hohem Schilf überwachsen oder mit Seerosen geschmückt sind. Die seichten Gewässer wechseln sich mit Moorgebieten ab und gehen dann in saftige Wiesen mit knorrigen Bäumen über. Inmitten einer solchen Graslandschaft tritt Patrick dann plötzlich abrupt auf die Bremse, weil er zwischen den hohen Gräsern eine kleine giftgrüne Schlange entdeckt hat, die sich nun angriffslustig vor uns aufbäumt. Patrick steigt aus, um ein möglichst gutes Foto zu schiessen und wird von der Schlange interessiert beobachtet. Schnell ist das Reptil als Grüne Mamba „identifiziert“. Später am Abend müssen wir mit Hilfe unseres Buches „Snakes of Southern Africa“ dann jedoch zugeben, dass es sich wohl eher um die Western Green Snake als um ihre hochgiftige Verwandte handelt, aber spannend war das Erlebnis allemal.

 

Wir sind bereits rund drei Stunden im Park und haben bisher noch nicht viel von den Bauarbeiten mitbekommen. Jetzt aber hält uns ein junger dunkelhäutiger Mann an und teilt uns mit, dass ein Kilometer weiter hinten eine Baustelle sei, wo wir mit unseren Fahrzeugen nicht durchkommen würden und wir deshalb umkehren müssten. Da die Fahrt durch den Park als Rundkurs ausgelegt ist und auch ein Safari-Fahrzeug vor uns die Strasse entlang fuhr ohne zu wenden, wollen wir nicht klein beigeben und fangen mit dem Mann an zu diskutieren. Der Bauführer vor Ort schaltet sich nun ebenfalls in die Unterhaltung mit ein und erklärt uns, dass sie neue Abflussrohre frisch in den Boden zementiert hätten und wir ihre Arbeit beim darüber fahren wieder zunichte machen würden. Wir versprechen ihm hoch und heilig die entsprechende Stelle zu umfahren, was er uns zwar nicht glauben will, uns dann aber doch weiterziehen lässt. Bei der besagten Baustelle angekommen, stellen wir schnell fest, dass vor uns bereits etliche Fahrzeuge über den Zement gefahren sind und im damals feuchten, mittlerweile aber komplett ausgetrockneten Beton tiefe Reifenspuren hinterlassen haben. Wir könnten die Stelle problemlos passieren entscheiden uns aber trotzdem querfeldein durch den Busch zu fahren um unser Versprechen zu halten. Enrico heizt als erster los und bleibt auf dem Schlussspurt beinahe im lehmigen Boden stecken. Patrick wagt sich anschliessend ebenfalls quer durch das hohe Gras, wählt aber eine deutlich längere Strecke und verschwindet zeitweise komplett hinter den Büschen. Wir sehen vor unserem inneren Auge bereits, wie wir den Toyota mit Seilen, Schaufeln und Sandblechen wieder aus dem Schlamm zu ziehen versuchen, als Patrick endlich wieder im hohen Gras auftaucht und sicher auf den Weg zurückfindet. Nun haben wir zwar die Parkregeln gebrochen, aufgrund derer es verboten ist, abseits der markierten Strassen zu fahren, dafür haben wir unser Wort gehalten und sind nicht über die Rohre gefahren.

 

Zufrieden fahren wir weiter und entscheiden uns kurze Zeit später, unweit eines riesigen Baobab-Baumes am Seeufer zu frühstücken. Gerade als wir dabei sind unsere Tische und Stühle aufzustellen, hören wir unweit von uns ein unfreundliches Grunzen im Gebüsch. Während wir noch darüber rätseln, welche Tiere derartige Geräusche machen, finden wir hinter den Büschen schnell des Rätsels Lösung. Im feuchten Sand sind deutliche Hippo-Spuren zu sehen, welche geradewegs ins seichte Wasser führen. Nun ist besonders bei den Männern die Jagdlust geweckt und es wird Position auf den Fahrzeugdächern eingenommen. Das Nilpferd will sich jedoch nicht mehr zeigen und grunzt nur noch einige Male aus der Entfernung zu uns herüber, um uns wissen zu lassen, dass es mit unserer Platzwahl ganz und gar nicht einverstanden ist. Nach einem herzhaften Brunch, aus Avocado-Brötchen, Couscous-Salat und Rührei mit Kohl formieren wir uns noch zu einem Gruppenfoto vor dem Baobab-Baum und setzen dann unsere Entdeckungstour fort. Nun häufen sich jedoch die Baustellen und riesige Lastwagen donnern im Minutentakt an uns vorbei, sodass wir ausser zwei Warzenschweinen keine weiteren Tiere mehr finden können.

 

Wir passieren die Transitstrasse und wechseln auf die andere Parkseite auf den 4x4-Track. Hier ändert sich die Landschaft leider schlagartig und geht wieder in die buschige, undurchsichtige Umgebung über, welche wir bereits vom Etosha kennen. Für die nächste Stunde sehen wir nur hier und da ein Impala und riesige Schwärme Schmetterlinge, welche sich an den Pfützen auf den Strassen sammeln und auch vor den Autos erst in letzter Sekunde davon fliegen. Bei der einzigen Hütte im Park legen wir eine Fahrpause ein und freuen uns bei einem kühles Bier darüber, dass wir die grimmigen Touristen, welche vor uns den Schatten hier genossen hatten, erfolgreich vertrieben haben. Als die Sonne bereits tief am Himmel steht, fahren wir weiter und treffen kurze Zeit später auf unsere ersten Büffelherde, welche an der linken Strassenseite steht und uns angriffslustig entgegenblickt. Das Gras ist hier so hoch, dass die Tiere nur zur Hälfte darüber hinaus ragen und so klettert Enrico kurzerhand aufs Dach des Defenders um einen besseren Blick auf die Büffel zu erhaschen. Da ich schon seit dem Kauf unseres Toyotas gerne einmal auf dem Dach oben mitgefahren wäre, nutze ich die Gelegenheit und tue es Enrico gleich. Gemeinsam kurven wir für die nächsten paar Kilometer im Schritttempo durch den Park und halten alles fest, was uns gerade vor die Linse springt. Als wir uns dem Ende der 4x4-Strecke nähern, entscheiden wir uns noch einmal zurück zur Wasserstelle am Anfang des Rundkurses zu fahren. Die Abenddämmerung hat mittlerweile eingesetzt und bei den kühleren Temperaturen, so hoffen wir, sind noch mehr Tiere als zuvor am Wasser anzutreffen. Und wir sollen Recht behalten. Gleich zum Beginn des Weihers entdecken wir eine Herde Impalas die zuerst friedlich grast, sich dann aber mit einem Male in Bewegung setzt und aufgeregt davon rennt. Den Grund dafür findet sich schnell. Am Ufer hat es erneut mehrere Krokodile, welche alle auf ein nahrhaftes Abendessen hoffen und dafür ihre Mäuler zum Teil bereits weit offen halten. Als wir schon denken, dass sich dieser Tag nicht mehr toppen lässt, erhalten wir von einem kanadischen Ehepaar den Tipp, dass unweit von uns noch noch drei Nilpferde ein abendliches Bad nehmen. Obwohl der Park offiziell bereits geschlossen hat, wollen wir uns diese Gelegenheit nicht entgegen lassen und machen uns schleunigst auf den Weg zur beschriebenen Stelle. Tatsächlich finden wir die drei Hippos auch wenig später im seichten Gewässer. Und auch wenn sie für das perfekte Urlaubsfoto ein wenig zu weit entfernt sind, freuen wir uns doch riesig über den gelungenen Abschluss eines zwölf-stündigen Game-Drives durch den Mahango Nationalpark.

 

Als wir uns dann doch noch von den Nilpferden losreissen können und den Weg zurück zum Gate einschlagen, ist es bereits zehn vor sieben, 20 Minuten nach der ordentlichen Schliessung des Parkes. Bereits von Weitem sehen wir das geschlossene Tor und als ich zu Fuss vorgehe, erkenne ich die grossen Vorhängeschlösser, welche die Kette um die Eisenstangen zusammenhalten. Bei genauerem Hinsehen stelle ich jedoch fest, dass zwar mehrere Schlösser die Kette schmücken, die beiden Enden schlussendlich jedoch nur mit einem Draht zusammengehalten werden, welcher sich einfach öffnen lässt. So verlassen wir das Game Reserve ohne Konsequenzen für unser Zuspätkommen und fahren mit den letzten Sonnenstrahlen über viele kleine Holzbrücken zu der Mahango Lodge, unserem heutigen Schlafplatz.

 

Hier werden wir sehr herzlich von einem jungen Namibier empfangen, welcher hier vor kurzem als Trainee begonnen hat und nun als stellvertretender Chef den Laden sozusagen schmeisst. Er lässt uns auf dem Gelände übernachten obwohl der Campingplatz eigentlich geflutet ist und zaubert uns noch heisse Toasts auf die Teller obwohl die Küche eigentlich bereits geschlossen hat. Wir fühlen uns hier sofort sehr wohl. Der gemächlich dahin ziehende Okavango River vor der Haustüre und die grunzenden Hippos in der Ferne tragen zusätzlich noch ihren Teil dazu bei.

 

Am nächsten Tag geht es Rika überhaupt nicht gut. Schon seit ein paar Tagen kränkelt sie vor sich hin aber über Nacht ist es deutlich schlimmer geworden. Wir entscheiden uns einen Ruhetag einzulegen und in der Mahango Lodge zu bleiben. Während Rika im Schatten schläft und Enrico gut getarnt im Busch Tagebuch schreibt, kommen Patrick und ich an unserem letzten Tag in Namibia endlich einmal dazu ein paar Postkarten zu schreiben.

 

Glücklicherweise geht es Rika am Abend bereits wieder deutlich besser und so holen wir endlich unseren lang ersehnten Filmabend nach. Wir lachen herzlich über die teils lustigen Sequenzen und fiebern bei einige Aufnahmen nochmals hautnah mit. Mit einer kurzen Runde Doppelkopf geht unser letzter Abend in Namibia zu Ende. Beim Einschlafen versuchen wir uns vorzustellen, was uns wohl morgen in Botswana erwarten wird und freuen uns auf ein neues Land, neue Leute und neue Erfahrungen.

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Kommentar von Anni Gsell | 03.03.2011

Hallo zäma! Das ist wieder ein super Bericht. Es ist wunderbar was ihr alles erlebt und wir zu Hause daürber auführlich informiert werden. Super Fotos. Bete, dass eure weitere Reise weiterhin so problemlos verlaufen wird. Alles Liebe und weiterhin viele schöne positive Erlebnisse. LG Mam (Anni)

Kommentar von best | 04.03.2011

Danke für den grossartigen Bericht von den Schmetterlingen bis zu den Hippos. Und das alles in einem Land und manchmal in einem Park. Danke, dass ich an dem Reiseleben mit teilhaben kann. Es ist mir ein Vergnügen.
Beste Grüsse

Kommentar von Steffi | 11.03.2011

Hey Dani. A dir isch ja e Journalistin verlore gange, wirklich toll gschriebe! und schöni Föteli, wo ihr da mache chönd! Gnüsseds na wiiter und viel Spass. Liebi Grüess vo Winti, Steffi

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