Cape Town – kleines Europa in Afrika

25.11.2010 06:20 von Daniela (Kommentare: 0)

Samstag, 20. November 2010

Heute ist ein spezieller Tag. Es ist der letzte Tag unserer Kreuzfahrt und gleichzeitig der erste Tag unseres nächsten Reiseabschnittes. Die Ocean Princess hat am frühen Morgen Kapstadt erreicht und Patrick und ich warten schon ganz gespannt auf den Moment, bis wir das Schiff verlassen und südafrikanischen Boden betreten dürfen. Nachdem wir uns artig in die Reihe gestellt haben, um unsere Visum abzuholen und auch die dreifachen Sicherheitskontrollen ohne Probleme passiert haben, ist es endlich soweit. Wir verlassen das Schiff und steuern auf die V/A Waterfront zu.

 

Der erste Eindruck von Südafrika ist jedoch etwas ernüchternd. Der Table Mountain, das Wahrzeichen der Stadt, ist mit dicken grauen Wolken verhangen, es ist kalt und windig. Ganz so haben wir uns Cape Town eigentlich nicht vorgestellt. Wir lassen uns davon unsere Laune aber keineswegs verderben, schlendern erstmal ein wenig durch den riesigen Einkaufskomplex am Hafen und hüpfen anschliessend in einen der roten Sightseeing Busse, um uns einen ersten Eindruck der Stadt zu verschaffen. Natürlich sitzen wir oben, das gehört sich als echter Touri einfach so. Gemütlich dreht der Bus seine Runden durch die Stadt und die freundliche Stimme erzählt uns ab Band etwas über die Sehenswürdigkeiten von Cape Town. Es ist eine schöne Stadt, zumindest der Teil, welcher uns mit dem Bus gezeigt wird. Alles ist sehr gepflegt und es hat viele alte Gebäude, Kirchen und Parks. Bei Sonnenschein wäre die Stadt sicher noch viel schöner, so aber pfeift uns der Wind um die Ohren und die ersten Mitreisenden ziehen sich in den unteren Bereich zurück. Wir aber harren aus, selbst dann noch als der Bus zur Seilbahnstadtion des Table Mountain fährt und es nicht nur merklich kühler wird, sondern auch noch ein Nieselregen einsetzt. Die Tour führt uns unbeirrt der Kälte weiter an die Küste, vorbei an traumhaft weissen Stränden (sagt zumindest die Stimme, heute erscheinen sie nicht so traumhaft) und schicken, sündhaft teuren Villen.

 

Als wir schliesslich zurück an der Waterfront ankommen, sind wir völlig durchfroren und müssen uns erst einmal bei einem Wild-Kebab und einem Gläschen Wein aufwärmen. Hier stösst auch Dani, ein Kollege von Patrick, zu uns. Er ist bereits gestern in Kapstadt angekommen und wird die Stadt in den kommenden Tagen gemeinsam mit uns erkunden. Wir verabreden uns für den Abend mit ihm und gehen noch einmal kurz zurück aufs Schiff. Schnell packen wir unsere letzten Sachen, geben unser Gepäck ab und sind auch schon wieder draussen. Wir essen in einer gemütlichen Tapas Bar, welche komischerweise auch Raclette-Fondue auf der Speisekarte hat, und lassen es uns gut gehen. Das Tapas Restaurant befindet sich an der Longstreet, einer Ausgangssmeile von Cape Town und so entschliessen wir uns, zum Abschluss des Abends noch kurz in einer Bar zu gehen. Wir landen auf der Veranda einer Studentenbar und beobachten unter uns wie die selben Bettler, welche zuvor uns angequatscht haben, nun Jagd auf andere Touristen machen. Um 11 Uhr begleiten wir Dani zurück zu seinem Hotel und lassen uns dann von einem Taxi zurück zum Schiff bringen. Ein letztes Mal geht es zurück in unsere Kabine 6074, morgen heisst es Abschied nehmen von der Ocean Princess. 

 

Sonntag, 21. November 2010

Nun heisst es Adieu zu sagen. Um 6.30 Uhr läutet der Wecker, eine Stunde später müssen wir die Kabine endgültig verlassen. Ein bisschen wehmütig sind wir schon. Wir haben uns wohl gefühlt auf dem Schiff, den Luxus geschätzt und das Nichtstun genossen. Beim Frühstücksbuffet werden noch die letzte Adressen ausgetauscht. Man wünscht uns eine tolle Reise, sagt, wir sollen auf uns aufpassen und verspricht, unsere Reise über unsere Homepage mitzuverfolgen. Und dann geht alles ganz schnell.  Das Auschecken, Gepäck fassen und die Taxifahrt kriegen wir kaum mit, so zügig geht alles voran. Keine zwanzig Minuten liegen zwischen dem letzten Bissen Birchermüesli und dem Zeitpunkt, als das Taxi vor unserem Hotel anhält. Es ist erst halb zehn Uhr morgens und unser Zimmer ist um diese Zeit noch nicht bezugsbereit. Damit haben wir schon gerechnet und möchten deshalb die Zeit nutzen, um an unseren Reiseblogs weiterzuarbeiten und die neusten Fotos hochzuladen. Leider macht uns die Dame an der Reception einen Strich durch die Rechnung, als sie uns freundlich mitteilt, dass die Internetverbindung nicht nach Minuten sondern nach Datenvolumen abgerechnet wird. Schnell wird klar, dass wir hier keine Fotos hochladen wollen und so lassen wir unser Gepäck zurück und machen uns mit unseren Laptops und HD's beladen auf den Weg zum nächst grösseren Hotel. Dort fragt Patrick lässig ob wir in der Eingangshalle das Internet benützen dürfen. Der Mann hält uns wohl für Hotelgäste und gibt uns die Zugangscodes ohne Umschweife. Für die nächsten 2,5 Stunden sind wir beschäftigt.

 

Gegen  Mittag beziehen wir dann unser modernes Hotelzimmer im Harbour Bridge Hotel, machen uns kurz frisch und treffen uns anschliessend wieder mit Dani in der Stadt. Wir rätseln ein wenig, was wir unternehmen könnten und lassen uns im Informationsbüro beraten. Aber es ist gar nicht mal so einfach, etwas zu finden an einem grauen, kühlen Sonntagnachmittag in Cape Town. Alle Museen haben geschlossen und nach Shopping steht uns nicht der Sinn. Wir entschliessen uns, dem 2 Oceans Aquarium einen Besuch abzustatten. Alle drei haben schon einige derartige Aquarien gesehen und so kann das südafrikanischen nicht mit vielen Neuigkeiten auftrumpfen, aber die beleuchteten Quallen, das Touch-it-Becken und die binokularen Vergrösserungen von Plankton und Korallen gefallen mir trotzdem ganz gut.  Am Abend setzen wir uns noch mit selbst gesalzenen Popcorn und 3D-Brillen bewaffnet in ein kleines Kino im Einkaufskomplex und lachen herzhaft über den neusten Jack Ass Streifen. Anschliessend fallen wir müde ins Bett und vermissen doch ein wenig das Schaukeln der Wellen.

 

Montag, 22. November 2010

Ich wache mit einem Kribbeln im Bauch auf. Ich werde gleich nach dem Frühstück Justine vom Schenker Cape Town anrufen und mich nach unserem Auto erkunden. Hoffentlich ist mit dem Transport alles gut gegangen, sodass wir unseren Landcruiser möglichst bald, am besten schon heute abholen können. Justine begrüsst mich freundlich und erkundigt sich, wie mir Cape Town gefalle. Dann teilt sie mir mit, dass der Container zwar am Freitag angekommen sei, sich die Inspektion des Fahrzeuges allerdings noch ein paar Tage hinziehen könne. Sie melde sich bei mir, sobald sie den Termin habe. Etwas enttäuscht hänge ich auf, gerne hätte ich mich schon heute davon überzeugt, dass mit dem Auto alles in Ordnung ist; Geduld ist ja bekanntlich nicht so meine Stärke.

So aber haben wir den halben Tag, welchen wir für das Auto gerechnet haben zur freien Verfügung und entschliessen uns in den botanischen Garten zu fahren.

 

Bis jetzt hat mir der botanische Garten in Sydney immer am besten gefallen, aber ab sofort habe ich einen neuen Favoriten: Den Kirstenbosch Botanical Garden. Die Anlage ist riesig und so unglaublich abwechslungsreich. Mal hat es Hügel gesäumt mit Palmen, dann wieder perfekt geschnittene Rasenflächen, die zum Picknicken einladen und dazwischen unzählig viele verschiedene Blumen in allen erdenkbaren Formen und Farben. Ich habe vorsorglich mein Makro Objektiv mitgenommen und so kommen Patrick und ich jetzt nur langsam vorwärts, weil ich alle fünf Meter stehen bleibe und Blüten ablichte. Ich lege die Kamera nur weg, als wir einen Blinden-Pfad entdecken und einem Strick folgend mit geschlossenen Augen die Beschaffenheit des Bodens sowie die Düfte und Klänge des  Waldes viel bewusster wahrnehmen.

 

Wir vergessen total die Zeit und müssen schlussendlich unser Mittagessen im Eiltempo verschlingen und den herbei bestellten Taxifahrer höflich bitten, sich auf der Rückreise etwas zu beeilen. Es ist der gleiche, der uns schon zum Park gefahren hat und er freut sich, dass wir seine Dienste zwei Mal in Anspruch nehmen und so gibt er sich extra viel Mühe und bringt uns in Rekordtempo zurück zur Waterfront. Dass er dabei zeitweise mit 100 km/h innerorts gefahren ist, verzeihen wir ihm grosszügig. Pünktlich um halb drei treffen wir Dani und stellen uns an für die Schiffsfahrt nach Robben Island. Um drei Uhr gehts dann endlich los, wir hätten uns also gar nicht so beeilen müssen. Vom Boot aus haben wir einen super Ausblick auf den Table Mountain und dem darunter liegenden Cape Town. Da heute auch endlich wieder einmal die Sonne scheint, machen wir ganz viele Touri-Fotos und geniessen die einstündige Bootsfahrt zur 11 km entfernten Insel.

 

Als das Schiff gegen 16.00 Uhr auf Robben Island eintrifft, werden die Leute auf drei verschiedene Busse verteilt, was uns doch etwas an unsere Kreuzfahrt erinnert. Dieses Mal haben wir aber mehr Glück als in Ganvie. Ein vielleicht 25-jähriger „coloured“ Südafrikaner, wie er sich selbst bezeichnet, führt uns mit dem Bus einmal quer durch die Insel. Er ist mit Herzblut dabei als er uns von der Apartheid, den Aufständen in seinem Land und den Entwicklungen der letzten Jahre erzählt. Fast hat man das Gefühl, er erzähle das ganze zum ersten Mal und nicht, was wohl realistischer erscheint, zum 325 mal. Der ganze Bus hört aufmerksam zu und von den schwarzen Südafrikanerinnen hinter uns hören wir immer wieder zustimmende Laute. Die Zeit vergeht wie im Flug und viel zu schnell verlassen wir den Bus, um nun das eigentliche Gefängnis zu besichtigen. Die Touren im Gefängnis werden von ehemaligen Gefangenen geführt. Unser Guide sass hier von 1986 bis 1992 für einen politischen Anschlag, den er mit Kollegen geplant hatte, schlussendlich aber nicht durchführen konnte. Er führt uns erst durch einen langen Gang, der links und rechts mit sechs m2 kleinen Zellen gesäumt ist. Eine davon ist diejenige von Nelson Mandela. Schwer vorstellbar, dass er und viele weitere Gefangene hier so viele Jahre verbracht haben. Die Zellen sind kahl und beklemmend. Berichte von ehemaligen Häftlingen an der Wand erzählen  persönliche Geschichten. Ich wäre gerne länger hier geblieben, aber unser Guide führt uns weiter. In einem grösseren Raum, in dem früher 60 Personen dicht an dicht gedrängt geschlafen haben, erzählt er uns vom täglichen Leben im Gefängnis. Montag bis Freitag wurde hart in den Minen gearbeitet, Samstag wurde Fussball gespielt und Sonntags musste man den Tag in der Zelle verbringen. Zu essen gab es nur sehr wenig, und die langen Stunden am Abend wurden mit Schach, Scrabble und Diskussionen verbracht. Nach rund einer Stunde ist auch diese Tour zu Ende und wir spazieren zurück zum Schiff.

 

Wir erfahren, dass das eigentliche Schiff einen Defekt hatte und wir deshalb heute mit diesem älteren Ersatz auskommen müssen. Das erklärt auch die fast doppelt so lange Hinfahrt früher am Nachmittag. Die daraus entstandene Verspätung kommt uns aber sehr gelegen. So erleben wir nämlich bei einem gemütlichen Bier einen farbenprächtigen Sonnenuntergang über Cape Town. Die Hafentour, welche wir ursprünglich mal noch machen wollten, wird damit hinfällig.

 

Dienstag, 23. November 2010

Heute ist Sport angesagt. Dani hat im Internet eine Bike and Wine Tour gefunden, welche mit dem Fahrrad verschiedene Weingüter in Stellenbosch besucht. Diese Tour ist wie für uns gemacht und so treffen wir uns um halb neun im Café Eco mit den weiteren Teilnehmern. Mit dem Zug fahren wir ins rund 40 km entfernte Stellenbosch. Wir sind die einzigen Reisenden in unserem Wagen und unser Guide erzählt uns von der WM in Südafrika. Gleich an drei Spielen war er, aber er erklärt uns, dass nicht die Spiele das beeindruckende waren, sondern die unglaubliche Stimmung im ganzen Land. Menschen aller Nationen, Religionen und Hautfarben feierten zusammen ein riesiges Fest. Die ganze Stadt vibrierte förmlich vor Energie und es sei fast etwas deprimierend gewesen, als der Spuk mit dem Ende der WM so plötzlich wieder vorbei gewesen sei.

 

In einem Vorort von Stellenbosch angekommen schnappen wir uns Bike, Helm und unsere „Zwipf“. Die Gruppe wird nun aufgeteilt. Ein Teil der Teilnehmer hat sich für die einfachere 11 km Tour entschieden, wir haben die 21 km lange „Adventure“ Tour gebucht. Die richtige Entscheidung, wie sich herausstellte. Ein Grosi in der anderen Gruppe, konnte sich kaum auf dem Velo halten und wie wir später erfuhren, mussten die Tour aufgrund des schlechten Vorankommens sogar abgekürzt werden. Da haben wir mehr Glück. Unsere Gruppe besteht aus einer vielleicht 50-jährigen Amerikanerin, zwei Kanadierinnen in unserem Alter und uns dreien.

 

Kaum im Sattel erreichen wir auch schon den ersten Stopp unserer Degustationstour: eine Brandy-Destilerie. Noch vor zwölf Uhr haben wir bereits drei Brandy probiert und uns die Kunst der Herstellung von einem jungen Mitarbeiter erklären lassen. Einen Blick in die Runde werfend, bemerke ich, dass nur Dani und ich die Gläser geleert haben. Er aus Höflichkeit, ich weil ich Brandy einfach gerne habe.

 

Nun geht die Biketour aber endlich richtig los. Auf holprigen Sand- und Kieswegen fahren wir an saftig-grünen Weinbergen und brach liegenden Feldern vorbei, immer schön bergauf. Unser Guide macht regelmässige Pausen, um uns etwas über den Wein, die Region und die Entdeckung Südafrikas zu erklären und wohl auch um den Kanadierinnen zu ermöglichen, wieder zur Gruppe aufzuschliessen. Nach rund einer Stunde erreichen wir das nächste Weingut. Wir bestellen erst unser Mittagessen und beginnen dann mit der Degustation. Der Wein haut uns nicht um, aber die riesigen Portionen für so wenig Rand beeindrucken uns. Gestärkt und voller Tatendrang brechen wir wieder auf. Der Weg geht nun bergab und schnell wird klar, wieso dies hier die Adventure-Tour ist. Über Stock und Stein und viele sandige Stellen geht es im Freestyle abwärts. Uns gefällts, aber der Amerikanerin weniger. Sie stürzt und schürft sich Knie und Ellenbogen auf, bleibt aber sonst unverletzt und so fahren wir weiter, zum nächsten Weingut. Wieder probieren wir fünf Weine und zwei davon sind so herrlich süss, dass ich mir je eine Flasche kaufe. Auch deshalb, weil sich unser Guide anerboten hat, die Flaschen zu tragen.

 

Der nächste Stopp ist mir zu touristisch. Neben dem Weingut hat es einen kleinen Park mit Geparden und Greifvögeln und den Weg zum Eingang säumen Souvenierläden. Wir kriegen gar eine Stempelkarte und jede Degustation wird gewissenhaft abgestrichen, sodass wir auch sicher nicht zu viel konsumieren. Wir probieren artig fünf Weine, welche ohne viel Erklärung gereicht werden, kaufen aber nichts, sondern plündern lieber unsere Snackbox. Eigentlich wäre hier unsere Tour zu Ende gewesen, aber weil die zweite Gruppe derartig viel Verspätung hat und wir gemeinsam zurück reisen möchten, liegt für uns noch ein zusätzliches Weingut drin. Das Gut liegt etwas ausserhalb und ist umgeben von einer Wildtier-Farm mit Kudus, Gemsböcken und Straussen. Bei herrlichem Sonnenschein probieren wir draussen unsere letzten fünf Weine. Dieses Mal entschliesst sich Patrick zwei Flaschen zu kaufen, trägt sie aber selber.

 

Keine fünf Minuten später sind wir auch schon wieder zurück beim Bahnhof. Die 21 km sind wie im Flug vorbei gegangen und so geben wir unsere Bikes ab und erhalten im Gegenzug jeder nochmals eine Flasche Wein. Mit sechs Flaschen bewaffnet fahren wir mit dem Zug zurück nach Cape Town. Der Zug ist nun gut besetzt und wir sind die einzigen Weissen im Wagen und werden genau beobachtet. Ein etwas beklemmendes Gefühl, aber damit müssen wir uns auf unserer Reise wohl noch anfreunden. Vom Wein noch etwas beschwipst, machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel. Der Wein allein ist aber nicht schuld, dass wir zeitweise etwas im Zickzack laufen. Ein starker Wind hat eingesetzt und bläst uns manchmal fast von der Strasse. Hoffentlich legt sich dieser wieder bis zum Donnerstag denken wir, sonst wird unsere Wanderung auf den Table Mountain dann wirklich zum Abenteuer.

 

Für heute kommen wir aber heil im Harbour Bridge an, machen uns kurz frisch und schnappen uns kurz darauf auch schon wieder ein Taxi um Dani in seinem Hotel zu treffen. Er hat ein afrikanisches Restaurant gleich bei ihm um die Ecke entdeckt und das gilt es heute Abend  auszuprobieren. Wir betreten ein von aussen unauffällig wirkendes Gebäude und werden von einem Mitarbeiter an der köstlich duftenden Küche vorbei über das bunt geschmückte Treppenhaus in den dritten Stock hoch gebracht. Es handelt sich um eine Art überdeckte Dachterrasse, welche nun mit durchsichtigen Blachen vom immer noch heftig wütenden Wind geschützt wurde. Auch hier ist alles liebevoll dekoriert, an den Decken hängen Lampen aus recycelten Pet-Flaschen, und hinter uns plätschert ein kleiner Steinbrunnen. Wir entscheiden uns für einmal gegen den Wein und bestellen stattdessen exotisch klingende Fruchtsäfte. Die Wahl des Menüs wird uns hier abgenommen. Es gibt keine Karte, sondern nur ein komplettes Menü bestehend aus total 13 Speisen, welche aus den verschiedenen Ländern Afrikas kommen. Neugierig studieren wir die einzelnen Gerichte auf der Karte und lassen uns überraschen wie die interessanten Kombinationen wohl schmecken werden.

Über mehre Gänge verteilt probieren wir an diesem Abend nebst vielen anderen köstliche Gerichten  Linseneintöpfe, Broccoli-Kabis-Salat, Spinat mit Sweet Potatoe, frittierten Fisch, süsse Brotgebäcke, gut gewürzte Poulet-Spiessli und eine höllisch scharfe Chili-Dip-Sauce. Von Letzteren häufen sich die beiden Herren ganz schön viel auf ihre Teller und werden später noch dafür mit Magenschmerzen bezahlen müssen. Aber immerhin haben sie der Dame am Tisch beweisen können, dass sie ganz hart im Nehmen sind – Mission erfüllt!

 

Satt und mit den ersten Eindrücken über afrikanisches Essen verlassen wir das Restaurant und begeben uns zurück in unsere jeweiligen Hotelbetten. Unsere müden Glieder dürfen sich morgen noch ein wenig erholen aber am Donnerstag gilt es dann ernst: Die Besteigung des Table Mountains erwartet uns.

 

Mittwoch, 24. November 2010

Heute bin ich früh wach, ich bin ganz kribbelig und schicke im Stillen ein Stossgebet zum Himmel, dass auch wirklich alles rund läuft mit der Einfuhr des Toyotas. Bei einem weiteren Telefongespräch mit Justine lasse ich mir die Einzelheiten der „Übergabe“ erklären und hoffe auch alles richtig verstanden zu haben. Ein Taxi bringt uns zum Hafengebiet und auf das Gelände der SACD. Der Taxifahrer ist erstaunt als er erfährt, dass wir unser eigenes Fahrzeug von der Schweiz nach Südafrika verschifft haben. Ob dass denn nicht ein Vermögen gekostet habe, möchte er wissen. Doch, eine schöne Stange Geld ging für diesen Transport drauf und wieder denke ich, hoffentlich wars das auch wert und das Auto kommt heil an.

 

Am Schalter nenne ich dann die vereinbarte Losung „Inspection for Schenker“, erfahre aber, dass die Dokumente noch nicht da seien, der Fahrer von Schenker aber auf dem Weg sei. Nach rund 15 min kommt der Fahrer auch schon, ich bin überrascht, den ich habe mich auf eine deutlich längere Wartezeit eingestellt. Er teilt uns mit, dass der Container am anderen Ende des Geländes sei, dass er aber vorne im Auto keinen Platz für uns habe. Wir können entweder laufen oder uns in den Stauraum des Lieferwagen setzen. Wir entscheiden uns natürlich für die zweite Variante und erreichen ein paar Minuten später unser Ziel. Wir treffen auf den Inspektor und die zwei Herren machen sich auf die Suche nach unserem Container. Das dauert ein wenig und wir kommen in der Zwischenzeit mit einem deutschen Ehepaar ins Gespräch, welche ebenfalls vor ihrem umgebauten Defender stehen. Wie sich herausstellt, haben sie unsere geplante Reise in die entgegengesetzte Richtung gemacht und geben heute ihr Fahrzeug ab um morgen dann zurück nach Deutschland zu fliegen. Sie sind wohlauf und reisten ohne grössere Probleme, das gibt uns Hoffnung für unseren Trip.

 

Dann ist endlich unser Container da. Die Identifikationsnummern werden artig kontrolliert und der Siegel aufgebrochen. Gespannt warte ich darauf, dass die Türen geöffnet werden. Eine riesige Erleichterung macht sich breit als ich sehe, dass unser Landcruiser die weite Reise völlig unbeschädigt überstanden hat. Er wurde in Basel fachmännisch stabilisiert. Hölzer mit langen Nägeln im Boden sicherten ihn. Ein Angestellter macht sich nun an die schweisstreibende Arbeit, die Befestigungen mit Hammer und Brecheisen wieder zu lösen. Wir anderen stehen daneben und schauen ihm zu; ich kriege ein richtig schlechtes Gewissen ob meiner Untätigkeit. Nach einer halben Stunde ist der Weg frei und Patrick fährt den Toyota aus dem Container. Er öffnet die Hintertür und zeigt dem Inspektor die erste Schublade und deren Inhalt. Mir fällt das Herz fast in die Hose, als ich feststelle, dass es sich genau um die Schublade handelt, in der ich zwei Sigg-Flaschen gefüllt mit Alkohol versteckt habe. Der Inspektor hebt die Flaschen sogar noch an und ich sehe ihn schon den Alkohol entdeckend nun unser gesamtes Fahrzeug Stück für Stück auseinander nehmend, als er die Flasche wieder hinlegt und sich der nächsten Kiste widmet. Nach zwei Minuten ist die Inspektion vorbei und unser Auto mit seinem gesamten Inhalt genehmigt.

 

Der Fahrer muss jedoch noch einmal mit den ausgefüllten Dokumenten zu Schenker fahren um die letzten Stempel und Unterschriften zu erhalten. Wir inspizieren in der Zwischenzeit unser Auto noch etwas genauer, als es der Herr zuvor gemacht hat. Es ist wirklich alles unversehrt, selbst die halbleere Rivella Flasche liegt noch vorne auf dem Beifahrersitz. Wir schliessen die Batterien wieder richtig an und verstauen das Reserverad und warten dann auf den Fahrer. Eine Stunde später erscheint er mit den Dokumenten und wir können das Areal mit unserem eigenen Auto verlassen. Ein herrliches Gefühl! Patrick fährt uns ohne Probleme zurück zum Hotel, als wären wir hier zu Hause und der Linksverkehr sei kein Thema. Bei der Tiefgarage des Hotels angekommen, müssen wir jedoch feststellen, dass unser Toyota mal wieder zu hoch für den 2.10 m hohen Eingang ist. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihn draussen auf den Kiesparkplatz zu stellen. Die Dame an der Reception sichert uns zu, dass er dort auch sicher sei und sie Wachpersonal haben aber, das mulmige Gefühl bleibt. Daneben macht sich aber auch immer mehr die Freude auf unsere bevorstehende Reise breit. Mit dem Toyota vor unserer Haustüre ist das Ganze gleich noch einmal greifbarer geworden.

 

Donnerstag 25. November 2010

Heute ist der letzte Tag von Dani's Ferien und zum Abschluss wollen wir noch den Table Montain „bezwingen“. Pünklich um 8.00 Uhr holt er uns im Hotel ab und mit unseren Camelbaks, Notfallapotheke und Sonnenhut bewaffnet bringt uns das Taxi an den Ausgangspunkt des Wanderweges. Ursprünglich wollten wir die 5-Stündige Wanderung von Botanischen Garten aus machen aber dafür reicht die Zeit nicht aus, weil Dani um 3.00 Uhr wieder im Hotel sein muss und wir nicht nur hoch, sondern auch wieder runter wandern möchten. Deshalb stehen wir nun vor dem Start der 2,5 Stündigen Wanderung welche uns schnurstracks und immer schön steil bergauf zum „Gipfel“ des Table Montains bringen soll.

 

Die ersten paar hundert Meter sind die schlimmsten. Unsere Beine sind schwer und reklamieren gegen die ungewohnte Beanspruchung. Bald gewöhnen sie sich aber daran und wir kommen zügig voran. Ab und zu überqueren wir kleinen Bächlein, machen Halt um eine schöne Blume oder die Aussicht zu fotografieren aber hauptsächlich geht es einfach steil den Berg hinauf, Tritt für Tritt. Es ist bereits jetzt schon ganz schön heiss und wir sind froh, dass wir in der Mittagshitze dann nicht mehr rauf sondern nur noch runter wandern müssen. Auf einmal höre ich Dani hinter mir rufen: „Achtung eine Schlange!“ und da sehe ich sie auch schon; nur wenige Zentimeter neben Patrick. Sie verschwindet schnell im Gebüsch aber wir sind fortan etwas vorsichtiger und schauen genauer wohin wir treten und wo wir uns abstützen.

 

Nach 1,5 Stunden sind wir endlich oben und spazieren auf dem flachen Table Mountain zur Seilbahnstation. Es dauert nicht lange und schon kommen uns die ersten Touristen entgegen. Viele sind Asiaten mit Schirmchen, hohen Schuhen und teils eleganten Kleidchen. Sie erscheinen hier etwas fehl am Platz, sind aber in der Überzahl und so sagen wir nichts und schmunzeln nur vor uns hin. Die Aussicht über Cape Town ist von hier oben wirklich beeindruckend und wir sind stolz die 700 Meter aus eigener Kraft nach oben gekommen zu sein. Wir stärken uns mit Nüssen und einem kühlen Getränk, beobachten die Vögel und Dassies (eine Art Murmeltier) und machen uns dann auch schon bald wieder auf den Weg zurück.

 

Der Abstieg geht zügig voran, ist aber doch auch anstrengend. Die vielen hundert Tritte gehen in die Oberschenkel, Knie und Zehen. Jeder Schritt soll weise überlegt sein, schliesslich möchte sich  keiner von uns hier noch verletzen. Es ist mittlerweile richtig heiss geworden und die Sonne brennt unbarmherzig auf uns herunter. Waren wir heute morgen noch fast die einzigen, welche den Berg hoch kraxelten, kommen uns jetzt alle paar Meter Leute entgegen. Mit etwas Schadenfreude stelle ich fest, dass die meisten mehr Mühe mit dem Aufstieg haben als wir vor wenigen Stunden. Viele fragen uns nach der Dauer, einige kehren sogar um.

 

Als wir fast schon unten sind entdecken wir eine Abzweigung, welche zur Talstation der Seilbahn führt. Wir wählen diesen Weg und rechnen damit, dass wir wohl in rund 20 min dort sein sollten. Bald sehen wir die Station in der Ferne doch statt den Hügel runter geht es plötzlich wieder nach oben. Wir wundern uns aber gehen weiter vorbei an kleinen Wasserfällen und tiefen Abhängen. Da endlich taucht ein Schild auf, was darauf steht macht uns jedoch keine Freude. Bis zur Talstation soll es nochmals 55 min gehen, dabei scheint sie in greifbarer Nähe zu sein. Umkehren kommt nicht in Frage, also stellen wir uns auf weitere 50 min in brennender Hitze ein. Umso grösser ist dann unsere Erleichterung, als wir nach 10 min zum nächsten Wegweiser kommen und der uns nur noch 30 min bis zur Talstation ankündigt. In weiteren 15 min sind wir dann endlich unten und gönnen uns mit wackligen Beinen und hochroten Köpfen erst einmal ein kühles Getränk.

 

Ein Taxi bringt uns zurück in die jeweiligen Hotels und wir verabreden uns noch einmal mit Dani für ein letztes gemeinsames Bier bevor er zum Flughafen muss. Nach einer erfrischenden Dusche sind die Strapazen schnell vergessen und bei Bier, Wein und einem köstlichen Essen im schattigen Innenhof von Dani's Hotel lassen wir die letzten Tage noch einmal gemeinsam revue passieren. Wir sind uns einig: Cape Town zeigt zwar nicht das wahre Südafrika, aber trotzdem eine tolle Stadt und wir werden wohl alle drei nicht zum letzten Mal hier gewesen sein.

 

Freitag, 26. November 2010

Auch für uns heisst es heute Koffer packen. Morgen brechen wir endlich mit dem Landcruiser auf und der „richtige“ Teil unserer Reise beginnt. Wir schauen dem Moment mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits freuen wir uns riesig, dass es endlich losgeht, andererseits haben wir auch grossen Respekt davon, was uns wohl alles auf unserer Reise erwartet. Ein letztes Mal spazieren wir zur Waterfront, machen noch ein paar Besorgungen und geniessen noch einmal die Atmosphäre aus afrikanischen Klängen, touristischem Treiben, europäischem Shopping und dem emsigen Treiben am Hafen. Zurück im Hotel packen wir die ersten Sachen ins Auto und sind erstaunt wie voll das Fahrzeug bereits ist und wie viel eigentlich noch rein sollte. Den Abend lassen wir mit Roomservice und einem Gläschen Wein ausklingen. Wir schreiben noch ein wenig an unseren Reiseberichten, legen uns eine grobe Route für die nächsten Tage zurecht und gehen dann früh schlafen. Schliesslich wollen wir das zweite Kapitel unserer Reise ausgeschlafen antreten...

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