Dakar, Senegal

06.11.2010 17:31 von Patrick (Kommentare: 0)

Nach drei Tagen auf See freuen wir uns doppelt auf unseren nächsten Landgang im Senegal. Wir hatten genügend Zeit um die gebuchte Tour zu annullieren und können Dakar mit unseren neuen deutschen Freunden Viola und Stefan erkunden.

 

Die einzige Gemeinsamkeit zu Marokko erkennen wir in den Händlern und Guides, die uns bald nach verlassen des Schiffs umschwärmen. Trotzdem besteht auch hier ein Unterschied, man ist zwar hartnäckig, aber freundlicher. Vielleicht liegt es am Aussehen der Menschen hier: Sie sind schwarz, so wie wir uns Afrika immer vorstellen, ihre Gesichtszüge freundlich, die Kleider gepflegt und bunt.

 

Wir machen uns zu Fuss auf ins Zentrum, fragen einen Mann nach dem Weg, sein Hemd ist beinahe karibisch elegant. Er sagt, er bringe uns zum Zentrum und natürlich denken wir gleich wieder daran, dass er ein Entgelt dafür verlangen wird. Wir folgen ihm zehn Minuten lang, er verabschiedet sich freundlich, in seinem Gesicht ist keinerlei Erwartung abzulesen. Da sind wir das erste Mal überrascht.

 

Da stehen wir nun, irgendwo in der Nähe eines Marktes, die Strassen hier sind nicht asphaltiert, nur plattgewalzte Erde. Wir bleiben stehen und ich sehe mich um, da sind vielleicht dreihundert, vierhundert Gesichter, die ich erkenne und keines ist weiss, von meinen Begleitern abgesehen. Ein seltsames Gefühl stellt sich ein, das Bewusstsein, ein Fremdkörper zu sein, im wahrsten Sinne des Wortes. Und ein sichtbarer dazu. Afrika hat uns.

 

Wir besuchen die Märkte, fast alle sprechen sie französisch hier und obwohl natürlich jeder etwas zu verkaufen hat, so kann man auf freundliche Art ablehnen. Auch wenn es sich hier wohl um einen ganz normalen Markt handelt, ist er noch etwas extravaganter als in Marokko: Kamelköpfe liegen auf dem Tresen (teilweise noch behaart), exotische Früchte und Fische, die ich nicht zu benennen weiss. Nach zwei Stunden machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Hafen und da, in einer abgelegeneren Strasse, will man uns doch noch des Portmonees berauben, glücklicherweise können wir die Situation verbal entschärfen. Wir erreichen schliesslich das Fährenterminal und kaufen uns Tickets um nach Gorée zu übersetzen, eine Insel ungefähr drei Meilen vor der Küste. Die Insel ist bekannt dafür, dass Sklaven einst von hier ihre Reise in die neue, ferne und perspektivlose Heimat antreten mussten. Ungefähr 2'000 Bewohner leben hier vom Tourismus und der Fischerei. So sind wir eine bunte Mischung auf der Fähre, die 20 Minuten später am kleinen Pier anlegt.

 

Sie gefällt uns gleich, die kleine Insel mit ihren gelben und roten Häusern und den gepflasterten Wegen unter Schatten spendenden Palmen. Entlang der Route zum Sklavendenkmal auf dem höchsten Punkt bieten Künstler ihre Ware feil, bei einem können wir zusehen, wie er seine Bilder aus Sand auf kleine Holzbretter malt. Wir besuchen das lokale Museum und das Haus der Sklaven: Hier sollen diese dicht gedrängt auf ihre Verschiffung gewartet haben, eingepfercht von skrupellosen Händlern. Wir sehen nur kleine Räume mit winzigen Fensterspalten, darüber Schilder, Männer, Frauen, Kinder, Ungehorsame. Den Rest müssen wir uns vorstellen. Als ich am Abend Wikipedia konsultiere, erfahre ich, dass die neuste Forschung davon ausgeht, dass es sich bei dem Haus der Sklaven tatsächlich um eine Handelsstation gehandelt haben soll (in der zwar Sklaven beschäftigt waren). Ohne die Geschichte der Versklavung irgendwie verharmlosen zu wollen, erscheint es im Nachhinein geradezu skurril, wie die Touristen nichtsahnend mit fast beschämten Gesichtern durch diese Räume wandeln.

 

Es ist heiss hier und Daniela und ich springen ins Meer, als wir sehen dass auch einheimische  Frauen im Bikini baden. Obwohl islamisch, scheint man es hier nicht so streng zu nehmen, auch in Dakar sehen wir kaum einen Schleier.

 

Nach einem langen, ereignisreichen Tag, kehren wir mit der Fähre wieder zurück zum Hafen, dankbar für den kleinen Einblick, den wir in Dakar erhalten haben. Als wir zurück an Bord sind, fallen uns gleich die müden Augen zu.

 

Afrika ist bunt, Afrika ist schön und Afrika ist auch ziemlich anstrengend. Wo sonst gewinnt man 50 neue Freunde an einem einzigen Tag? Auch wenn man dann doch nicht kauft.

 

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